Philosophie

Es ist einer der Verdienste von Großmeister Yip Man, dass er die eher philosophischen (um nicht zu sagen esoterischen) Bestandteile aus dem Wing Chun herausnahm und damit die Kampfkunst für moderne Menschen akzeptabler machte (damals vor allem für junge Hong Kong Chinesen aber letztendlich auch für uns Europäer).

Der Buddhismus hatte Einfluss auf das Wing Chun

Die Wurzeln des Wing Chun liegen, wie bei allen Kung Fu Stilen, im Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus. Die Kampfkunst als solche ist jedoch weitgehend unabhängig von der Weltanschauung des Schülers. Christen, Juden, Moslems oder Atheisten können ebenso gut Kung Fu erlernen wie die Anhänger der Chinesischen Weltanschauungen. Dennoch gibt es einige ethische Prinzipien, die sich der Schüler wirklich zu eigen machen muss, wenn er lernen will. Auch wenn diese Prinzipien aus dem Buddhismus in das Wing Chun eingeflossen sind, sind sie so grundlegend, dass sie mit allen anderen Religionen harmonieren:

Gewaltfreiheit

Wing Chun ist eine äußerst effektive und kompromislose Selbstverteidigung. Wie jede Waffe stellt sie in den falschen Händen eine Gefahr dar. Wir betreiben die Kampfkunst nicht, um zu kämpfen sondern um niemals kämpfen zu müssen. Das eigentliche Ziel der Kampfkunst ist eine so vollkommene Gelassenheit und Selbstsicherheit zu entwickeln, dass Situationen einfach nicht eskalieren. Und nur wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt, dann verteidigen wir uns mit aller Konsequenz.

Respekt vor der Erfahrung der Älteren

Yin und Yang, weich und hart. Beide Ideen sind im Wing Chun

Vor allem der eigene Lehrer (Si-Fu) und die älteren Mitschüler (Si-Hing) aber auch der Lehrer des Lehrers (Si-Gung) und die Mitschüler des Lehrers (Si-Ba) verfügen über einen großen Erfahrungsschatz, an dem sie uns teilhaben lassen, wenn sie uns unterrichten oder mit uns trainieren. Dafür verdienen sie Anerkennung und vor allem Vertrauen.

Partnerschaftliches Training

Wir trainieren miteinander und nicht gegeneinander. Es ist ganz wichtig, sich jederzeit klar zu machen, dass es nicht darum geht, ob man besser oder schlechter als der Trainingspartner ist, sondern es geht darum, dass beide Partner soviel wie möglich aus dem gemeinsamen Training lernen. Dies gilt, wenn beide Trainingspartner in etwa gleich weit fortgeschritten sind, aber auch, wenn einer mehr oder weniger überlegen ist. 

Fleiß

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, erst recht kein Kung Fu Meister. Kontinuierliches und ausdauerndes Training ist absolut erforderlich und es dauert eine Weile bis man mit den fortgeschrittenen Übungen beginnen kann. Je besser man dies akzeptiert, desto schneller kommt man voran.