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Der Stammbaum des Wing Chun von China bis ins Saarland
Die Geschichte des Wing Chun Print

Wing Chun bedeutet "Ewiger Frühling". Der Legende nach lebte im 17. Jahrhundert eine sehr schöne junge Frau namens Yim Wing Chun, die von einem brutalen Schläger bedroht wurde. Den Schläger konnte sie schließlich im Kampf besiegen, nachdem sie von der buddhistischen Nonne Ng Mui in der Kampfkunst unterwiesen wurde. Ng Mui stammte aus einem Shaolin-Kloster das von der despotischen Manchu Regierung nieder gebrannt worden war. Später unterichtete Ng Mui auch Leung Bok Chau, den Mann von Wing Chun, der die Kampfkunst dann seinerseits weiter gab.

Großmeister Yip Man mit seiner ersten Klasse in Hong Kong

Diese Geschichte ist nicht nur filmreif, sie wurde auch tatsächlich cineastisch umgesetzt. Ihr Wahrheitsgehalt ist jedoch zweifelhaft. Die Sagengestalt Ng Mui, eine Meisterin im Pflaumenblütenstil, wird noch als Begründerin von anderen Kung Fu Stilen genannt. Auch ist die Anwesenheit einer Nonne im buddhistischen Männerkloster nicht wirklich plausibel. Dennoch mag diese Legende ihren wahren Kern haben. Tatsache ist, dass Wing Chun Kung Fu konsequent auf Prinzipien aufgebaut ist, die es zur idealen Selbstverteidigung für an Reichweite und körperlicher Kraft unterlegene Kämpfer macht; also z.B. für Frauen, die von Männern bedroht werden.

Der historisch klar belegbare Abschnitt der Geschichte des Wing Chun beginnt mit der Zeit der Roten Dschunke um 1850. Die Artisten dieser Opern-Truppe waren Mitglieder einer Manchu-feindlichen Rebellengruppe. Sie praktizierten Wing Chun und entwickelten es weiter; unter anderem bereicherten Sie es um die Techniken mit dem Langstock.

Das Wing Chun der Roten Dschunke ist nun auf verschiedenen Wegen bis in die Gegenwart überliefert worden. Naturgemäß hat jeder Meister, der die Kunst überliefert hat, seine individuellen Schwerpunkte gesetzt, so dass sich die heute praktizierten Varianten zum Teil in wesentlichen Punkten von einander unterscheiden.

Großmeister Yip Man

Der Kräuterarzt Leung Jan erlernte das Wing Chun von den Mitgliedern der Roten Dschunke und brachte es zur Perfektion. Angeblich wurde er oft von Meistern anderer Stile zu Vergleichskämpfen herausgefordert und blieb immer siegreich. Sein Schüler Chan Wah Shun nahm 1904 den erst 11-jährigen Yip Man als letzten Schüler an. Nach dem Tod von Chan Wah Shun lernte Yip Man von Leung Bik, dem Sohn von Leung Jan.

Großmeister Yip Man hat im Laufe seines Lebens viele Schüler unterrichtet. Der bekannteste ist sicherlich Bruce Lee, der einige Zeit in Yip Mans Schule trainierte. Auf Yip Man berufen sich die meißten in Europa vertretenen Wing Chun (Wing Tsun, Ving Chun, Ving Tsun) Varianten. Die Unterschiede lassen sich zum Teil dadurch erklären, dass Yip Man selbst zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich unterrichtet hat. Er hat zum Beispiel die mehr philosophischen Bestandteile der 5 Elemente und 8 Triagramme in den 50er Jahren in Hong Kong nicht mehr unterrichtet.

Lok Yiu WIng Chun 

Großmeister Yip Man mit seinem Meisterschüler Lok Yiu und dessen Söhnen

Als Yip Man 1950 seine Schule in Honk Kong eröffnete, waren Leung Sheung und Lok Yiu die ersten Schüler und wurden bald zu seinen Assistenten. Beide bestritten in ihren jungen Jahren zahlreiche erfolgreiche Vergleichskämpfe und sorgten so für die zunehmende Anerkennung des Wing Chun in Hong Kong. Nach Yip Mans Tod 1972 blieben sie die renomiertesten Vertreter des Wing Chun in Hong Kong.

Leider verstarb Leung Sheung 1978 recht früh im Alten von 60 Jahren.

Meister Lok Yiu an der Holzpuppe

Meister Lok Yiu lebte 8 Jahre lang mit Großmeister Yip Man unter einem Dach und erlernte in dieser Zeit die Kunst in Perfektion. Er hat Yip Man lange Zeit assistiert und mehr als vier Jahrzehnte in seiner eigenen Schule unterrichtet. Er starb 2006 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 83 Jahren. Seine Söhne Lok Kwong und Lok Sang (beide Jg. 1957) lernten seit ihrem 16. Lebensjahr von ihrem Vater und haben ebenfalls die Meisterschaft erreicht. Sie führen nach dem Tod ihres Vaters seine Schule in Hong Kong fort.

Wilhelm Blech (Jahrgang 1952) betrieb seit seiner Jugend Kampfsport und Selbstverteidigung. Unter anderem hat er 15 Jahre lang von verschiedenen Lehrern in Europa Wing Chun gelernt. 1992 reiste er mit seinen ältesten Schülern nach Hong Kong, um zu den Wurzeln der Kampfkunst vorzustoßen. Tatsächlich erhielt er einen Besuchstermin bei Meister Lok Yiu, dessen Fertigkeiten alles in den Schatten stellten, was die Europäer bisher gesehen hatten.

Meister Lok Yiu mit Meister Lok Sang, Si-Fu Wilhelm Blech und Meister Lok Kwong

Meister Lok Yiu nahm Wilhelm Blech schließlich als ersten und einzigen Europäischen Schüler an und authorisierte ihn, die Kunst in Europa weiter zu vermitteln. Viele Jahre reiste Si-Fu Blech fast jedes Jahr nach Hong Kong, um von Meister Lok Yiu und seinen Söhnen Meister Lok Kwong und Meister Lok Sang zu lernen. Er gründete die European Lok Yiu Wing Chun International Martial Art Association (ELYWCIMAA) und unterrichtet Schüler aus Deutschland, Frankreich, Italien, Schweiz, Tschechien und Kroatien, die ihrerseits das Wing Chun in ihrer Heimat weitergeben. Wilhelm Blech verstarb im Sommer 2012 wenige Wochen nach seinem sechzigsten Geburtstag nach langer schwerer Krankheit. 

Wir sind unserem Si-Fu, Wilhelm Belch, ewig dankbar, dass er uns in dieser wunderbaren Kampfkunst nach der traditionellen Lehre von Meister Lok Yiu unterrichtet hat. Wir werden sein Andenken stets in Ehre halten.